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Nimm mich mit Kapitän auf die Reise…

Kapitän der Bonusfamilie

Teil 10 „Versprochen ist versprochen…“   Schon seit Längerem hat mich Claudia gebeten mal einen Blogeintrag über meine Sicht auf die Geschehnisse rund um das Thema Kinderwunsch, ungeplante Schwangerschaft und letztendlich das Leben mit unserem kleinsten Nachzögling Mats zu schreiben.

Um mich mit der damaligen Phase emotional verbinden zu können, las ich ihre Blogserie „Versprochen ist versprochen“ noch einmal komplett.

Reisebeginn im Hier und Jetzt

Gefühle und Eindrücke zu Kinderwunsch und Schwangerschaft meiner Frau

Stück für Stück gelingt es mir an die damaligen Gefühle anzudocken, was mir aber sofort gut gelingt, ist zu beschreiben, wie ich mich jetzt, 6 Jahre später mit der entstandenen Situation und Konstellation fühle.
Also 6 Jahre nach dem Konflikt zwischen Claudia und mir, beim dem ich auf keinen Fall ein weiteres Kind wollte und wir dennoch ungewollt schwanger geworden sind. Das lässt sich sogar in einem Wort zusammenfassen: Fantastisch!

Das klingt auch für mich selbst erstaunlich, wo ich doch damals so sicher war, dass mich bzw. uns ein weiteres Kind ins Unglück führen würde.
Sogar jetzt, beim Schreiben, kommen sie wieder hoch, diese Ängste, dass Claudias Focus an mir vorbei auf den Nachwuchs tariert und unsere Zweisamkeit zu kurz kommen würde.
Diese geahnte Langeweile beim Gedanken daran, einen erneuten Kindergartenelternabend zu durchleben und diese Rechenschieberei, wenn das Kind 10 ist, wie alt bin ich dann?
Ich erinnere mich plötzlich wieder an das Gefühl ausgeliefert zu sein, als Claudia mit der Nachricht kam, dass sie schwanger ist – es gab kein zurück, obwohl ich doch partout nicht wollte.

Was für mich damals wichtig war, war das Wissen, dass Claudia kurz vorher in derselben Situation war. Also mit etwas leben zu müssen, was sie eigentlich nicht wollte – sie wollte ein Kind, ich nicht – und wie sie es geschafft hatte, sich ohne Vorwürfe mit der Situation zu arrangieren.
Ich glaube das war eine der wichtigsten Phasen unserer Ehe.

 


„Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.“

Demokrit


 

Über viele Gespräche und auch mit Hilfe ihrer Ausbildung am ddiff, hatten wir es geschafft hier beieinander zu bleiben, ohne dass ausgesprochene und nicht ausgesprochene Vorwürfe sich verfestigten.
Jetzt war ich an der Reihe mich arrangieren zu müssen.

Kurs halten in stürmischer See

Das war nicht leicht und die Zeit der Schwangerschaft habe ich schon benötigt, mich auf das Leben mit einem weiteren Kind einzulassen. Da erinnere ich noch Phasen der Selbstbemitleidung, in denen ich durchaus um mich schlug.
Und dann ging auch noch die üblichen Routine los:

Geburtsvorbereitungskurs!

„Oh nein“ dachte ich und: „kein Bock!“

Und dann kam es doch so anders. Die Zeiten des Hypno-Birthing-Vorbereitungskurses führten uns wieder ganz nah zueinander und mündeten in einem Geburtserlebnis, das vieles in mir veränderte. Die Verbundenheit mit Claudia während der Vorbereitung und der Geburt war unglaublich und prägend, ich glaube sogar der Grundstein für meine positive Einstellung zu unserem weiteren gemeinsamen Weg.

Sanft gelandet

Ich habe eine Hochachtung vor dem, wie sie diese ruhige, harmonische Geburt gemeistert hat.
Das klingt abgedroschen aber als ich erlebte, wie sich alle ihre und unsere Bemühungen dem Baby einen sanften Weg ins Leben zu ermöglichen, in einen konzentrierten, meditativen und selbstbeherrschten realen Akt mündeten, öffnete sich ein weiterer, demütiger Blick auf den Menschen, mit der ich verheiratet war. Es war ein gemeinsames Erlebnis, das uns weiter zusammenschweißte und weil ich unterstützend mit beteiligt war, schossen auch bei mir sofort die Bindungshormone ein, als ich Mats das erste Mal im Kreißsaal in den Händen hielt– ein guter Start!

Ich rechne es meiner Frau auch heute noch hoch an, wie sie mit Empathie, Zärtlichkeit und Geduld meine Zerrissenheit auffing. Ich schoss dann gerne mal den Satz raus: Du hast ja jetzt was du wolltest!
Genau denselben Satz hätte sie vor der Schwangerschaft auch zu mir sagen können und ich spüre heute noch, dass uns das auf Dauer zermartert hätte.

Sie schaffte es mir deutlich zu machen, dass es kein Zustand von gewinnen oder verlieren war, sie gab mir das Gefühl, dass wir zusammengehören und unser Leben zusammen meistern.
Ich fühlte mich gesehen und das war so unglaublich wichtig, weil es mir ermöglichte meine Verbindung zu Ihr aufrecht zu halten und nicht in Selbstmittleid und Vorwürfen abzudriften.

 


„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort.
Dort treffen wir uns.“

Dschalal ad-Din al-Rumi


 

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