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Schatz, wir äh ich bin schwanger!

Kinder und Familie

Teil 5 „Versprochen ist versprochen…“  erzählt von meiner ungeplanten Schwangerschaft. Ja, ihr habt richtig gelesen: ungeplant. Bis dahin dauerte es nach unserer ersten Paarberatung allerdings noch gut ein Jahr.

Nach unserer Beratung im ddif folgten noch weitere und mein Mann und ich konnten uns einander mit unseren Hoffnungen und Ängsten immer mehr begegnen.
Sich mit all‘ dem seinem Partner zu zumuten, ist schwerer als es sich anhört. Unser Vertrauen wuchs Schritt für Schritt – quasi proportional zu unserem Öffnungsprozess.

Je klarer für uns wurde, was der andere wirklich fühlte, nach was er sich sehnte und warum er glaubte, bestimmte Dinge nur so oder so zu erreichen, umso näher fühlten wir uns einander. Wir hielten nichts mehr zurück oder unter Verschluss.
In dieser neuen Wirklichkeit angekommen, begriffen wir, dass wir den anderen nicht ändern konnten – und es auch nicht half, seine Wünsche weg zu erklären oder so zu tun, als ob sie nicht da oder unberechtigt wären. Unsere Gefühle, die hinter unseren Wünschen und unserem Verhalten liegen, sind immer wahrhaftig – und somit „richtig“.

Und die Lösung?

Für uns war die Lösung, nicht mehr nach einer Lösung zu suchen. Uns auf den Prozess einzulassen, ohne ein Ziel vor Augen zu haben und uns die Zeit füreinander zu nehmen, brachte uns so nahe zusammen, dass ich unsere Beziehung und meine Familie wieder als großes Geschenk wahrnehmen konnte.

 

 


„MANCHMAL ZEIGT SICH DER WEG ERST,
WENN MAN ANFÄNGT IHN ZU GEHEN.“

Paulo Coelho


 

Unsere Gespräche über unsere Herausforderungen waren immer begleitet von dem Satz, der meist nur ein inneres Raunen war, „Ah, so ist es für Dich!“ – und so war es ja auch tatsächlich in der Welt des anderen.
Was für eine Wahnsinnsidee, diese ändern zu wollen!

Die Reise zum Wesenskern meines Mannes, war und ist die wohl spannendste Reise meines Lebens. Sie legte auch eine stabile Basis unter das, was meine Schwangerschaft noch auslösen sollte.

Momentaufnahme einer problemfreien Zone

Ein Jahr später reisten wir mit der gesamten Familie zum Familienwochenende des ddifs. Auch das ist innerhalb der Ausbildung vorgesehen; alle Teilnehmer verbringen mit ihren Familie ein Modul zusammen in Fohrde. Man kann dort einfach nur „da sein“, Kanu fahren auf der Havel, sich beraten lassen oder zuschauen oder auch zu Hause bleiben. Meist kommen alle – ganz freiwillig und auch meine Sippe wollte mit.

Meine Beutetochter, damals 15 Jahre, wollte nach zwei Tagen in die Mitte. So richtig verstanden mein Mann und ich nicht, warum sie es wollte, aber wir gingen mit. Letztendlich war sie wohl auch fasziniert von dieser Arbeit und dachte „Schadet ja nicht!“. Wir hielten eine Art „Familienkonferenz mit Zeugen“ ab, bei der wir feststellten, dass im Moment gerade alle glatt lief und wir uns sehr, sehr liebhatten. Nein, im Ernst. Zu diesem Zeitpunkt herrschte im ganzen Hause Hillmer Honeymoon, uns ging es gut und auch ich war so zufrieden mit mir und meinem Leben, dass ich tatsächlich wunschlos glücklich war.

Am letzten Abend saßen wir mit anderen Teilnehmern draußen ums Feuer und hoben die Gläser. Doch nach ein paar Schlucken Weißwein wurde mir speiübel. Ich stieg auf Wasser um, aber die Übelkeit hielt sich hartnäckig. Mein Mann schöpfte als erster Verdacht und fragte mich auf der Rückfahrt, wann ich denn das letzte Mal meine Periode gehabt hätte. Ich überlegte und ja, das war eine Weile her… Aber mein Zyklus hatte sich noch nie an die üblichen 28 Tage gehalten…

Ein Kind ist kein Kind und zwei sind vier

Am nächsten Morgen ging ich shoppen und kaufte gleich zwei Schwangerschaftstests – sicher ist sicher. Ich ahnte wohl schon, dass ich dem ersten Ergebnis kaum glauben schenken könnte.
Ich war ziemlich aufgeregt und kurze Zeit später noch viel mehr. Als Testergebnis hatte ich mir einen Doppelstreifen und ein Pluszeichen erpinkelt.
Schwanger! Ach Du liebe Zeit!

Ich blieb lange Zeit auf dem Klo sitzen und konnte mich kein bisschen freuen.
Ich dachte daran, dass nun alles anders werden würde.
Daran, dass ich es nun gleich Jan sagen müsste und keine Ahnung hatte wie, dass wir unseren MaxiCosi schon vor Jahren verkauft hatten und an die Geburt – vor allem an die Saugglocke. Sämtliche Gedanken schossen mir durch den Kopf und die meisten ergaben keinen Sinn.
Irgendwann legte ich die Hände auf meinen Bauch. Ich hatte Angst. Konnte das gut gehen? Ich war 43 Jahre alt und hatte mich gerade darin eingerichtet „nur“ ein selbst gemachtes und zwei geschenkte Kinder zu haben. Wir waren als Familie glücklich und zufrieden. Warum jetzt?

Ich ging ins Büro meines Mannes und er sah mir gleich an, dass nun ein echter Klopper kommen würde. Nicht sehr originell, sagte ich nur: „Ich bin schwanger“. Er fing an zu weinen und ich ging zurück in unsere Wohnung.

Noch vor einem Jahr hätte zumindest meine Reaktion anders ausgesehen. Jetzt überwog auch bei mir die Unsicherheit, ob wir hier gerade unser Glück als Paar auf’s Spiel setzten. Ich hatte im letzten Jahr gelernt, dass es nichts brachte Jans Reaktion doof zu finden und mich mit der Formulierung von Vorwürfen zu beschäftigen. Natürlich rutschte mir mein Herz sonst wo hin, als ich ihn so sah. Aber Tatsache war auch, dass ich auch noch nicht wusste, was ich eigentlich fühlte.

 


„Zufälle sind unvorhergesehene Ereignisse,
die einen Sinn haben.“

Diogenes von Sinope


 

Eine gute Stunde später kam Jan und nahm mich in der Arm. Er sagte: „Tut mir leid mein Engel, so reagiert Mann natürlich eigentlich nicht…“. Ich legte ihm meinen Zeigefinger auf die Lippen und wir legten uns still nebeneinander ins Bett. Keiner hatte jetzt die richtigen Worte, das spürten wir und wir waren gottlob so schlau den Mund zu halten.

Wir mussten ein neues Ziel in unser Navi eingeben und die Route zum Familienglück neu berechnen lassen.

 

Lest weiter in Teil 6 von „Versprochen ist versprochen…“

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