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Welche Rolle spielst Du in Deiner Patchworkfamilie?

Kind malt Familie in den Sand

Rollenspiel „Vater, Mutter, Kind?“ oder „Wie geht Bonus-Familie?“

Oft haben wir keine alternative Vorstellung von Familie als die, mit der klassischen Rollenverteilung: “Vater, Mutter, Kind”.
Wir bringen diese meist unbewusst mit und tragen sie als große Sehnsucht in uns. Klar, wenn wir eine Familie gründen, ist dies mit dem Wunsch verbunden „im eigenen Leben anzukommen und dies mit Menschen die man liebt und die einen lieben – vielleicht etwas naiv, aber zutiefst verständlich!

Auch unsere Rolle in einer „ganz normalen“ Kernfamilie hat sich oft mehr ergeben, als dass wir uns dafür bewußt entschieden hätten. Die wenigsten von uns sprechen in ihrer Paarzeit, bevor die ersten Kinder kommen, ausführlich über ihre Vorstellungen von Familie und stoßen dadurch gemeinsame Denkprozesse zu wichtigen Themen an.
Schließlich Glauben wir, unseren Partner*In zu kennen und wenn wir wissen wie er oder sie tickt, wer muss dann schon überprüfen, ob unsere Vorstellungen tatsächlich (überein-) stimmen? Hinzukommt, dass wir oft aus rein praktischen Gründen, in die Rollenfalle schlittern. Da gehen Frauen zuerst in Elternzeit und reduzieren im Anschluss auf Teilzeit, um für die Kinder da zu sein und er wird zum Versorger – das ist bis heute noch eher die Regel als eine Ausnahme und oft keine bewusste Entscheidung von Beiden.

Eben dieses „Hineinschlittern“ das „sich nicht bewußt auseinandersetzen“ ist ein wichtiger und sehr häufiger Grund, warum Kernfamilien scheitern.

Dennoch verabschieden sich viele in dem Glauben aus ihrer Kernfamilie, dass es wohl nicht der richtige oder die richtige Partner*In war.
Insofen starten wir häufig auch in unsere Patchwork- bzw. Folge-Familie mit ähnlichen Rollenbildern, unbewussten Glaubenssätzen und Sehnsüchten nach einer harmonischen Gemeinschaft.
Wir “spielen” oft auch hier erst einmal Kernfamilie und gehen dabei  in die Falle!
Genauer gesagt in die Rollenbilder-Falle, die unsere Vorstellung von “Familie” so mit sich bringt, statt zu schauen “wer” wir sind und welche Wünsche und Bedürfnisse jeder einzelne der neuen Patchwork-Konstellation hat.

Aus alt macht neu…¿

Unsere Vorstellungen sind geleitet von uns, unserer Erfahrung und Herkunft.
Auch unsere Erfahrungen in unserer Kindheit spielen eine Rolle. Manchmal wollen wir es auf gar keinen Fall wie unsere Eltern machen. Manchmal empfinden wir die eigene Erziehung als “sagen wir zielführend” .
Auch dieser Teil des Lebens spielt in unseres bewussten und unbewussten Beziehungsgestaltung hinein. 

Herausforderungen in einer Patchworkfamilie

In einer Bonusfamilie gibt es viele Mitglieder und alle beeinflussen das System „Patchworkfamilie“ mit ihren bisherigen Erfahrungen. Irgendwie logisch, dass sich das bis dahin gelebte Leben nicht ausblenden lässt.
Diese „System-Erfahrungen“, sind Sie nun aus der eigenen Herkunftsfamilie oder aus bisherigen Kernfamilie, prallen in Patchworkfamilien schnell auf einander.

Man kann sich das so vorstellen: Unsere Partner*Innen und ihre Kinder lebten in einem “fertiges System”, in dem jeder seinen Platz hatte und seine Rolle spielte. Vieles ist bereits “da”, dass in der anderen Familien gemeinsam entwickelt wurde. Wir stoßen auf etablierte Gegebenheiten und “fertige” Beziehungen.
Kommen nun neue „Bonus-Familie-Mitglieder“ hinzu, suchen diese nach ihrem Platz im System.

Unsicherheiten suchen Halt in Rollenvorstellungen und Regeln. Wir spielen “Familie”, da keiner weiß wie “Bonusmutter”, “Bonusvater” oder “Bonuskind” geht.

Wir treten in Konkurrenz zu “Vater, Mutter, Kind”, erziehen oder schmollen, wenn wir den Kampf, um die rare Zeit der oder des Liebsten verlieren.

Wenn wir unsere Position im Gerangel vergeblich suchen, sich kein Platz und keine Rolle für uns  “richtig” anfühlt oder unsere Anstrengungen bei den anderen nicht gut ankommen, ziehen wir uns zurück, warten ab, halten aus und geraten in Konflikte, die sich groß und existenziell anfühlen – gerade weil wir schon Trennungserfahrungen gemacht haben.  

Was ist zu tun?

Es gilt, Realitäten zu akzeptieren und mit ihnen umzugehen.
Wir sollten zur Bestandsaufnahme bei allen im System einladen. Dafür sorgen, dass wir nicht nur unserer eigenen Wünsche, Sehnsüchte, Vorstellungen etc. bewusst sind, sondern auch die der Anderen kennen. Wie ist es für mich? Wie ist es für Dich in unserer Familie?

Wer ist dabei und wer spielt mit? 

Die Mitspieler*Innen kommen mit Erfahrungen in die neue Patchworkfamilie und wissen, wie “ihr” altes Spiel geht – aber welches Spiel spielen wir von nun an gemeinsam?

Wie sehen die Spielregeln für mich aus? Wie für die anderen? Wie geht es jedem Einzelnen auf dem Spielfeld? 
Dafür muss man sich und die jeweiligen Besonderheiten aller Spieler*Innen kennenlernen.

Genau dieser Prozess, wurde in den Kernfamilien oft nicht geleistet!
Hier liegt unsere Chance für Entwicklung – persönlich und als Familie!

Also geht ins Gespräch – immer und immer wieder. Beantwortet die Fragen und holt euch Hilfe und Begleitung, wenn es im Dialog hakt!

Eure Claudia

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