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Glückliche Patchworkpaare

Katarina Grünewalds Buch ist am 10. März erschienen

Das neue Buch von Katharina Grünewald* ist am 10. März erschienen und ich schreibe innerhalb kürzester Zeit meine zweite Buchrezension. Wenn das so weiter geht, muss ich eine neue Rubrik einrichten 😉

Übung macht den Meister – auch in Patchworkfamilien klappt nicht alles von alleine

Ganz im Gegenteil! Auf der Rückseite des neuen Buches von Katharina Grünewald* schreibt Matthias Voelchert von familylab.de: „Patchwork ist die Champions League unter den Beziehungsmodellen.“
Diese Einschätzung kann ich aus eigener Erfahrung teilen. Um die entsprechenden Herausforderungen zu meistern, kann eine gute Trainerin also nicht schaden. Das ist die Autorin ohne Zweifel. Sie ist DIE Patchworkexpertin, die mit ihrer Arbeit sowohl Patchwork-Paare, als auch Fachleute erreicht. Das gelingt ihr auch in ihrem neuen Werk, denn sie adressiert die Paare direkt und liefert ganz konkrete Beispiele, Lösungsansätze und Übungen – es ist ein richtiges Workbook für Patchworker.

Im Zentrum steht das Liebes-Paar

Wer sonst. Schließlich sind die Beiden der Grund, warum sich die neue Familie überhaupt zusammenfindet. Das vergessen wir aber gerne und gehen davon aus, dass unsere Liebe schon von ganz alleine wächst und gedeiht. Diese Einschätzung gilt für Patchworkbeziehungen (meist) genauso wie für „normale“. Eigentlich verrückt, dass wir in einem so wichtigen Bereichen unseres Lebens „der Liebe“ darauf setzen, dass wir diesen von ganz alleine „können müssen“. Zumal wir als Bonusfamilien-Gründer aus Erfahrung wissen müssten, dass Beziehungen durchaus schief gehen können.
Wir machen den Führerschein, um Autofahren zu lernen, studieren jahrelang oder lassen uns im Job coachen, aber wenn es um unsere Liebesbeziehung geht, gehen wir davon aus, dass sich schon alles fügen wird. Falls es dann schief geht, war es halt nicht die oder der „Richtige“. Da machen wir es uns eindeutig zu einfach!

Wie konsequent ist es da, dass Katharina ein „Workbook“ für Patchworkpaare vorlegt! In diesem beschreibt sie die verschiedenen Phasen, durch die wir Patchworker gehen.

In 6 Phasen zur erfüllenden Patchwork-Partnerschaft

im Klappentext des Buches sind die Phasen einer Patchworkbeziehung aufgelistet:

Klappentext "Glückliche Patchworkpaare"

Der Klappentext von „Glückliche Patchworkpaare“ listet die 6 Phasen der Bonus-Elternbeziehung auf. Der jeweilige Untertitel lässt erahnen, was in diesen Phasen an Entwicklungsschritten ansteht.

 

Diese Phasen dienen als Gliederung des Buches und Katharina Grünewald beschreibt die Herausforderungen der einzelnen Entwicklungsschritte, die für das Patchwork-Paar zu erwarten sind und ermuntert uns, diese als Chance zu begreifen.
Jetzt möchte ich an dieser Stelle keine Inhaltsangabe der einzelnen Phasen liefern und doch möchte ich euch, mit Hilfe eines kleinen „Auszuges“ aus Phase 1 bis 3, einen Einblick geben, was euch als Leser*Innen erwartet.

  1. Phase
    Verliebte Zweisamkeit
    Die Paare erleben ihre Beziehung als energetisierende Parallelwelt

In dieser Welt würden wir natürlich alle gerne etwas länger verbleiben. Aber irgendwann holt uns die Realität ein. „Das organisieren der beflügelnden Schäferstündchen kostet Kraft und der Preis dafür gerät zunehmend ins Bewusstsein“ schreibt Katharina Grünewald. Sie rät hier, dass die neue Liebe ihren magischen Zauber nur dann weiter entfalten kann, wenn jeder Raum für seinen bisherigen Alltag hat UND für die Liebe.
Aber ist das nicht „eh“ klar?!
Nein, oft nicht. Wir glauben meist, dass der andere doch von sich aus wissen müsste, warum wir etwas Tun oder eben nicht und dass wir ihn natürlich lieben, auch wenn jetzt eben die Kinder Vorrang haben.
Das ist doch logisch… oder?

Und Zack sind wir Patchworker mit einem Bein schon in Phase 2. Es ist nämlich nicht so einfach sich auf die Beziehung zu konzentrieren, wenn von Anfang an andere beteiligt sind: Die Trennung vom Ex ist noch lange nicht abgeschlossen und raubt Energie und die Kinder brauchen gerade jetzt extra viel Liebe. Es geht bei Patchworkern eben schnell um mehr, als um „gehen wir zum Italiener oder zum Inder essen?“.

2. Phase
Erste Dysbalancen
Sehnsuchtsfallen und ungleiche Liebesanstrengungen

 


„Zu Beginn überschätzt sich das Patchwork-Paar
in seinen sozialen Kompetenzen
und unterschätzt die Anforderungen,
welche ein Patchwork-System an sie stellt.“

Gerhard Bliersbach


 

Dysbalancen und erste Desillusionierungen stehen in der 2. Phase an – oder wie Katharina schreibt „Ent-Täuschungen.“
Jeder der Partner hat eine andere Geschichte, liebt mit einem anderen – nennen wir es – Liebesmodell, hat andere Bedürfnisse und Erwartungen. Es gibt also mindestens zwei Perspektiven.
Wenn man es in einer Patchworkbeziehung schafft, dass die beiden Sichtweisen und Erlebniswelten platz haben und sein dürfen, ist dies ein gutes, erstes Fundament.

„Und“ statt „aber“
und vieles mehr!

In Patchworkbeziehungen gibt es immer wieder Ereignisse, die in uns „gemischte“ Gefühle auslösen. Wir sind ambivalent, wenn wir uns auf den Abend mit dem Liebsten freuen und dann die Kinder krank werden. Klar, wir sind erwachsen und wissen, dass ein krankes Kind seine Eltern braucht. Aber wir haben uns auch auf den Abend gefreut…

Welche Sichtweise ist richtig und welches Gefühl darf sein?

Es gibt hier natürlich kein „Richtig“ oder „Falsch“ aber dennoch bewerten wir hier uns und unsere Position und unsere Gefühle oft.
Katharina schlägt vor, sich schon die eigenen Formulierungen bewusst zu machen. Beides sein darf – eben „und“ statt „aber“.

UND es stimmt, wenn man sich nur einmal in folgende zwei Sätze „einfühlt“, wirkt der Unterschied der beiden Wörter:
„Der Abend war mir wichtig ABER die Kinder gehen vor.“
oder
„Der Abend war mir wichtig und die Kinder gehen vor.“

„ABER“ drückt zum einen unsere Ambivalenz aus – wir haben uns auf den Abend mit unserem Liebsten gefreut ABER wenn die Kinder ihre Vater brauchen, dann ist das so.
Das „ABER“ wertet aber auch – in diesem Fall den ersten Teil des Satzes ab!

Auch im Duden steht: „ABER… dient dazu, einer Äußerung, Nachdruck zu verleihen“ – ABER hallo!
Mit dem Bindewort „UND“ können wir mit unseren Bedürfnissen in Verbindung bleiben – nehmen uns selbst ernst.

Katharina Grünewald leitet euch auch durch die nächsten Phasen eurer Beziehung. Hilft Ent-Täuschungen zu nehmen, als das was sie sind. Unsere Erwartung hat uns getäuscht – die Wirklichkeit darf nun einziehen.
Alte Filme, das eigene Liebesmodell und Lebensmuster sowie Glaubenssätze werden bewusst und sie liefert Wege aus Teufelskreisen und Eskalationsschleifen.

Ihr Buch zu lesen hilft alleine natürlich nicht, man muss das Buch als das verstehen was es ist – es ist ein Arbeitsbuch.
Und diese Arbeit muss erledigt werden  😉
Also packt es an!

 


„Familie ist eine Wachstumsveranstaltung, keine Harmonieveranstaltung – das wird besonders in Patchworkfamilien klar.“

Mathias Voelchert


 

 

*Katharina Grünewald, Dipl.-Psych., geb. 1970, verheiratet, 2 bis 4 Kinder, lebt in Köln. Sie hat intensive Forschung zur Patchworkfamilie durchgeführt, stellt die Ergebnisse in Vorträgen und Veröffentlichungen vor und hat auf Grundlage dieser Studie ein Beratungskonzept für Patchworkfamilien entwickelt www.patchworkfamilien.com

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